Von der ISO-DVD zum AVI-Hardsub

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Vorwort

Dieser Artikel soll einen Überblick der Arbeitsabläufe beschreiben, die auf dem Weg von einer Original-DVD bis zum fertigen Anime-Fansub anfallen.

Sein Schwerpunkt liegt darauf, zu erklären, warum die entsprechenden Schritte erforderlich sind, und eine Minimal-Lösung anzubieten, die mit geringem Aufwand auch von einem unerfahrenen Encoder verwendet werden kann; erfahrene Encoder werden sicherlich in allen Teilaspekten aufwändigere Verfahren einsetzen und damit dann auch bessere Ergebnisse erzielen.

Format einer Video-DVD

Auf handelsüblichen Video-DVDs liegt das Anime-Material im Format MPEG2 vor.

  • Bild- und Toninformationen sind dabei (im Gegensatz zu den auf PCs üblichen Video-Containern) nicht in separaten Streams gespeichert, sondern zu einem einzigen, großen Datenstrom vermengt.
  • Dieser Datenstrom ist nicht nach Episoden unterteilt, sondern in mehreren, jeweils 1 GB großen Dateien (diese Maximalgröße ist vom DVD-Standard vorgeschrieben) mit der Endung .VOB enthalten, die sich im Verzeichnis VIDEO_TS der DVD befinden. Das Datenvolumen (Bild und Ton) für eine Anime-Episode umfasst in dieser Darstellung ungefähr 1500 MB.
  • Das Anime-Material liegt nicht in Form von Bildern, sondern in Form von Halbbildern vor, aus denen wir die eigentlichen Bilder erst erstellen müssen (Deinterlacing).
  • Die Bildinformationen sind üblicherweise anamorph gespeichert - das Videoformat der DVD ist also z. B. 720*480px, während das tatsächliche Seitenverhältnis des Animes jedoch nicht 4:3, sondern 16:9 sein soll. Handelsübliche Standalone-DVD-Player können solche Videos während des Abspielens (automatisch bzw. per Konfigurationsmenü einstellbar) in das korrekte Seitenverhältnis zerren - der Encoder eines Fansubs wird dies normalerweise selbst erledigen müssen.

Analyse der DVD-Daten

Im ersten Abschnitt der Verarbeitung werden die DVD-Daten so analysiert (und teilweise auch bereits vorverarbeitet), dass sie in einem den Werkzeugen nachgeschalteter Verarbeitungsschritte passenden Format vorliegen.

Markierung einer Anime-Episode innerhalb der DVD-Daten

Dazu werden mit dem Programm DGIndex die VOB-Dateien der DVD geöffnet. Nicht alle VOB-Dateien enthalten tatsächlich Anime-Material (die erste von ihnen enthält z. B. das Steuermenü der DVD, teilweise sind auch Trailer für andere Produkte derselben Firma auf der DVD enthalten); was genau jede dieser Dateien enthält, kann man sich mit diesem Programm ansehen.

Am unteren Rand des Anzeigefensters befindet sich ein Schieberegler, mit dessen Hilfe man mit den Buttons "[" bzw. "]" die Anfangs- und Endmarke des zu bearbeitenden Materials manuell setzen kann - man muss den Umfang einer Episode also selbst auswählen.

Extrahieren der Audio-Daten aus dem MPEG2-Stream

Im Programm DGIndex kann man einstellen, wie man die Audio-Daten des vorliegenden Materials verarbeiten möchte.

Eine DVD kann mehrere Audio-Streams enthalten; diese können in unterschiedlichen Formaten vorliegen:

  • Audio-Streams im Format AC3 sind umfangreicher und benötigen demzufolge mehr Speicherplatz, bieten eine hohe Tonqualität und können insbesondere mehr als zwei Tonkanäle enthalten (z. B. 5.1-Ton). Ein AC3-Stream mit einer Qualität von 448 kbit/sec für eine Anime-Episode von 23 Minuten Spieldauer belegt etwa 77 MB Speicherplatz im späteren Encoding des Fansubs.
  • Audio-Streams im Format MP3 sind kleiner und auf maximal zwei Tonkanäle beschränkt. Ein MP3-Stream mit einer Qualität von 128 kbit/sec für eine Anime-Episode von 23 Minuten Spieldauer belegt etwa 22 MB Speicherplatz im späteren Encoding des Fansubs.

Beide Tonformate sind innerhalb von AVI-Containern erlaubt; bei Verwendung von Hardsubs in AVI-Containern sind MP3-Streams mit 128 kbit/sec die verbreitetste Wahl der Encoder, während für Softsubs in MKV-Containern häufig andere Format (OGG Vorbis bzw. AAC) Verwendung finden.

Während der Vorverarbeitung des Materials kann man die Audio-Daten in separate Dateien (je eine Datei pro Stream) extrahieren lassen (wie wir sie später beim Encoden auch benötigen werden), und zwar wahlweise

  • im bereits vorliegenden Format (sinnvoll im Fall von MP3) oder
  • umgewandelt ins WAV-Format (sinnvoll im Fall von AC3, falls man kein Programm zur Verarbeitung von AC3-Daten zur Hand hat und im späteren Fansub ohnehin MP3 verwenden will).

Vor Beginn der Analyse der DVD-Daten weiß DGIndex nicht, wie viele Audio-Spuren die DVD besitzt und welchen Inhalt diese Spuren enthalten (selbst japanische Original-DVDs enthalten manchmal mehrere Audio-Spuren, etwa mit Anmerkungen von Regisseur bzw. Seiyuu zu einzelnen Szenen. Der Encoder muss also zunächst einmal sämtliche Audio-Spuren extrahieren und sich dann im Einzelnen ansehen, welche davon er verwenden will.

Durchführung des Analyselaufs mit DGIndex

Nachdem die entsprechenden Einstellungen für die Auswahl des Video-Materials und die Extraktion des Audio-Materials vorgenommen wurden, startet man mit Save Project den Analyselauf (der für eine normale Anime-Episode auf einem 3-GHz-PC etwa 5 Minuten dauert).

Das Ergebnis des anschließenden Verarbeitungslaufes ist keine Video-Datei in einem neuen Format, sondern lediglich eine kleine (ca. 200 kB pro Episode) Projektdatei (mit der Endung .d2v), die Verweise in die DVD-Daten enthält; diese DVD-Daten brauchen wir also zunächst einmal weiterhin als Arbeitsdateien.

Im selben Verzeichnis wie diese Projektdatei werden die extrahierten Audio-Streams gespeichert. Ab diesem Zeitpunkt bleiben Bild- und Toninformationen getrennt und werden erst beim Encoding eines fertigen AVI-Containers wieder zusammengefügt.

Nachverarbeitung der Video-Daten

Zielsetzung

Im zweiten Abschnitt der Verarbeitung wird nun das mit Hilfe der Projektdatei ansprechbare Videomaterial so nachbearbeitet, dass eine Datei (das sogenannte Timing Raw) entsteht, mit der die einzelnen Mitglieder des Fansub-Projekts arbeiten können. Bisher haben wir die Daten ja nach wie vor im MPEG2-Format vorliegen. Das in diesem Schritt verwendete Werkzeug ist [Avisynth]; der Encoder schreibt ein kleines Skript zur Umwandlung des Videomaterials, welches von Avisynth interpretiert wird und einen entsprechend bearbeiteten unkomprimierten Video-Stream erzeugt. Dieser Abschnitt erfordert wahrscheinlich das umfangreichste Wissen des Encoders, um eine herausragende Qualität des endgültigen Ergebnisses zu erzeugen, und kann deshalb je nach Kenntnissen und persönlichen Vorlieben des Encoders zahlreiche weitere Einzelschritte umfassen; das vorliegende Dokument versucht, sich auf das absolute Minimum zu beschränken.

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